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Vier Jahrzehnte für die Mode - WESER-KURIER

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Die 1980er-Jahre waren Doris Friedels modisches Highlight.

Die 1980er-Jahre waren Doris Friedels modisches Highlight. (Roland Scheitz)

Kurz nach dem Shutdown, als das City Modehaus Ristedt am 20. April wieder öffnen durfte, habe es eine Welle von Sympathie seitens der Stammkundschaft gegeben, erinnert sich Doris Friedl. „Diese Herzlichkeit und dieses persönliche Interesse haben uns unglaublich gut getan“, betont die Mode-Fachverkäuferin, die nicht nur als Beraterin, sondern auch als Einkäuferin bei Ristedt tätig ist. Gerade hat sie ihren Chef Jens Ristedt bei hochsommerlichen Temperaturen zu den Modemessen nach Hamburg und Düsseldorf begleitet, um neue Ware zu ordern. Ein gutes Gespür für Modetrends, das gehört in ihrem Metier schon dazu. „Sie müssen eben auch einen Blick für die Kundinnen haben“, sagt sie. In diesem Sommer ist Doris Friedl 40 Jahre bei Ristedt beschäftigt. 40 Jahre Tätigkeit im Einzelhandel, das ist schon was, in der schnelllebigen Modebranche allemal. „Das ist in unserer Branche eine Seltenheit“, betont denn auch ihr Chef Jens Ristedt.

Im Oktober 1979 kam die 16-Jährige in Begleitung ihres Vaters zum Vorstellungsgespräch in das Modehaus am Ansgarikirchhof. Und hinterließ offenbar einen sehr positiven Eindruck. Wenig später hatte sie ihre Ausbildungsstelle als Substitutin, der Vorstufe zur Verkäuferin, in der Tasche. Ihr damaliger Chef Johannes H. Ristedt betonte allerdings in seinem Zusageschreiben, dass der Beruf der Substitutin eigentlich nicht erlernt werden könne. Die Auszubildende müsse sich ihn schon mit Fleiß und Ausdauer erarbeiten und dabei die nötige Erfahrung erwerben. Diesen Rat befolgte Doris Friedl und absolvierte eine zweijährige Ausbildung zur Verkäuferin, gefolgt von einem Jahr im Einzelhandel. Für Mode habe sie sich schon immer interessiert, sagt sie. „Ich habe auch Kinderkleider selbst genäht“, erzählt sie. „Ich wollte einen Beruf, in dem ich mich wohlfühle“, fügt sie hinzu.

Was sich in den vier Jahrzehnten verändert habe? Der Kleidungsstil sei schon lässiger geworden, drückt sie es diplomatisch bis charmant aus. Couturiers wie Karl Lagerfeld oder Yorn sind da durchaus direkter. Von Lagerfeld stammt der Ausspruch, wer in der Öffentlichkeit Jogginghose trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Und Yorn, der gebürtige Bremer, der den Grundstein seines Erfolges als Assistent von Christian Dior in Paris legte, äußerte jüngst in einem Interview im Deutschlandradio Kultur, er empfinde das Straßenbild oft von einem vulgären Modestil geprägt.

Zur Freude von Doris Friedl schlägt das Pendel bei der jungen Generation zu besonderen Anlässen wieder leicht in Richtung Eleganz aus. Zu besonderen Anlässen wie Abi-Bällen werden durchaus wieder Abendkleider getragen. Da erinnert sich Doris Friedl an ihre eigene Lehrzeit zurück: „Wenn hier die neue Kollektion von Cocktailkleidern eintraf, dann durften wir die immer anprobieren“. Als positiv empfindet sie, dass die Mode heute individueller geworden sei und sich leichter kombinieren lasse. Eines ihrer Lieblingskleidungsstücke ist der lange Tüllrock, der sich tagsüber sowohl mit weißem T-Shirt als auch mit Sneakern oder abends edel mit einer Seidenbluse und Slingpumps kombinieren lasse. Ideal für die Dame, die von der Arbeit direkt ins Theater oder ins Konzert geht. Früher habe ein schwarzer Hosenanzug in den Kleiderschrank von Damen gehört, die modisch en vogue sein wollten, sagt sie: „Das war total schick“. Auch der habe sich ausgezeichnet kombinieren lassen.

Ihr persönliches Lieblingsjahrzehnt in vier Dekaden? Das seien eigentlich die 1980er-Jahre gewesen, sagt sie und schmunzelt dabei ein wenig. Doch, doch, die breiten Schulterpolster, die Joan Collins damals im Denver Clan getragen habe, das hätte schon etwas gehabt. Der Designer Thierry Mugler, dem gerade in München eine große Retrospektive gewidmet wird, zählte zu den Erfindern dieses außergewöhnlichen Modestils. Mit seiner Mode wollte er den Frauen mehr Selbstbewusstsein verleihen. Highlights waren für Doris Friedl in den vier Jahrzehnten die Modenschauen, in denen Ristedt die neuen Kollektionen im Park Hotel präsentierte. Aber auch die Hausmodenschauen, in denen bis heute vier Mal pro Jahr die neuesten Kollektionen inszeniert werden. Auch dieses inszenierte Mode-Erlebnis hat Corona ausgebremst. Die Frühjahrsschau musste abgesagt werden. Es steht noch in den Sternen, wann die nächste veranstaltet werden kann.




August 20, 2020 at 10:00AM
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