Der Mode- und Luxusbranche geht es nicht gut, die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben ihr zugesetzt - so sind etwa die Umsätze im Luxussegment um bis zu 35 Prozent eingebrochen. Doch es ist nicht nur die Lust am Konsum, die vielen Menschen dieser Tage fehlt, Verbraucher sind nachdenklicher geworden, was das Kaufen, insbesondere von neuer Kleidung und Accessoires, betrifft. Dieser bewusstere Konsum trifft vor allem den stationären Handel, denn selbst nach der Wiederöffnung der Modegeschäfte, blieb bei vielen der erwartete Kundenansturm aus - und wenn gekauft wird, dann eher online. Diese Tendenz zur neuen Enthaltsamkeit und zum nachhaltigeren Einkaufen bestätigen auch die Ergebnisse der aktuellen Ausgabe des „Trendmonitor Deutschland“ des Marktforschungsinstituts Nordlight Research. Rund jeder fünfte Bundesbürger gibt beim Shoppen derzeit bewusst weniger Geld als normalerweise aus - insbesondere Familien.
Besonders beliebt sind bei den deutschen Online-Shoppern - wie auch im Vorjahr - vor allem Kleidung und Schuhe (48 Prozent). Doch wie sieht es in anderen Ländern aus, wo sind die Ausgaben für Kleidung eher rückläufig - und wo frönen Konsumenten dem Modeshopping am meisten? Das will das Technologieunternehmen Transferwise herausgefunden haben. Analysiert wurden über sieben Millionen Kartentransaktionen seit Jahresbeginn für 18 europäische Länder sowie die USA, Australien und Singapur, die über das Geldversender-Start-up abgewickelt und als Ausgaben für Modeprodukte deklariert wurden. „Beim Thema Shopping unterscheidet sich die Stimmung in den 21 untersuchten Ländern merklich. So wurde etwa in Deutschland besonders zu Beginn der Kontaktbeschränkungen im März mehr Geld für Mode ausgegeben. Bei geschlossenen Geschäften, Restaurants und der Arbeit aus dem Homeoffice wurde vielerorts online geshoppt”, erklärt Pedro Martin, Analyst bei Transferwise.
Doch trotz seines Hangs zum Online-Shoppen landet nicht Deutschland auf dem ersten Platz, sondern Frankreich. Dort gaben Konsumenten im vergangenen Monat durchschnittlich 113 Euro für Mode und Accessoires aus. Auch in Belgien hält man eher weniger vom Shopping-Detox, im Schnitt wurden dort 89 Euro ausgegeben. Nun könnte man annehmen, dass die Konsumenten in diesen Ländern schon vor Corona ein ausgeprägteres Shoppingverhalten zeigten, aber dem ist nicht so, erklärt Martin auf Nachfrage: „Zu Beginn des Jahres waren die Verbraucher in Frankreich noch vergleichsweise zurückhaltend. In vielen Ländern, darunter auch Spanien, haben unsere Nutzer deutlich mehr für Mode ausgegeben – mit der Pandemie hat sich das verändert.“ Tatsächlich waren die Verbraucher in Spanien mit ihren Ausgaben für Bekleidung am sparsamsten: Pro Einkauf zahlte man dort lediglich rund 35 Euro.
Ähnlich zurückhaltend agierten auch die Konsumenten in Ungarn, die im Schnitt 39 Euro pro Einkauf für Mode ausgaben. Auf dem drittletzten Platz landeten Australien und Portugal, dort betrugen die Ausgaben für Bekleidung durchschnittlich 46 Euro. Doch nicht nur ein bewussteres Kaufverhalten führt zu diesen hohen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern, Martin vermutet weitere Faktoren: „Grundsätzlich dürften dazu etwa das durchschnittliche Einkommen, die jeweiligen Preise pro Land sowie das generelle Konsumverhalten zählen. In Zeiten von Corona wird sich wahrscheinlich auch das Angebot und die Popularität von Online-Shops auf die Ausgaben ausgewirkt haben. Nur wo bei geschlossenen lokalen Geschäften viel im Internet bestellt werden kann, kann auch mehr Geld ausgegeben werden.“
So in Dänemark und Italien, wenn auch mit 86 Euro pro Einkauf etwas günstiger konsumiert wurde als in Frankreich. Aber wie verhält es sich hierzulande? Deutschland belegt mit 83 Euro den vierten Platz unter den analysierten Ländern - und liegt damit dennoch deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 64 Euro. In Deutschland wurde die Zeit der Ausgehbeschränkung für Online-Shopping genutzt: Die Ausgaben stiegen im Vergleich zum Jahresbeginn im März um 86 Prozent. Auch die Konsumenten in Österreich gaben in dieser Zeit mehr Geld für Mode aus: Pro Karteneinsatz zahlten sie im März durchschnittlich 78 Prozent mehr als noch im Januar. Ganz anders in Singapur und Tschechien. Dort gab man im März deutlich weniger für Kleidung aus als noch am Jahresanfang - die Ausgaben sanken um knapp 60 Prozent.
Ein Zusammenhang zwischen Modekonsum und Corona-Fallzahlen in den untersuchten Ländern lässt sich jedoch nicht feststellen - ganz im Gegensatz zur Sextoy-Branche. „Nein, ein eindeutiger Trend lässt sich aus den Daten nicht ablesen. Seit Beginn des Jahres sind die Warenkörbe in Spanien und Großbritannien kontinuierlich kleiner geworden, obwohl beide Länder Kurzarbeiterregelungen beziehungsweise Furlough-Regelungen getroffen haben, um die Kosten für die Wirtschaft abzufedern und betriebsbedingte Entlassungen zu minimieren. Die Daten könnten also eher ein möglicher Indikator für die wirtschaftliche Unsicherheit der Verbraucher sein“, sagt Martin.
In Italien hatte die Aufhebung des Lockdowns deutliche Auswirkungen auf das Konsumverhalten: So gab man dort im Vergleich zum März 71 Prozent mehr Geld für Kleidung aus. Ebenso in Belgien, wo sich die Ausgaben um 53 Prozent erhöhten. Währenddessen haben die Schweizer deutlich weniger für neue Kleidung ausgegeben - dort sanken die Zahlen seit März um 54 Prozent. Ähnlich die Werte in Österreich - mit einem Rückgang von 44 Prozent. In Deutschland machte sich die Lockerung der Ausgehbeschränkung wenig bemerkbar, dort konsumierte man fast unverändert - die durchschnittlichen Ausgaben sanken im Vergleich zu März um weniger als ein Prozent.
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August 13, 2020 at 12:35PM
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